Mit dem eigenen Camper nach Amerika, wie geht das?

Wer diesen Traum hat, mit dem eigenen Camper nach Amerika zu reisen, wird im Internet so einige Blogeinträge finden. Auch wir haben vor unserer Reise viel recherchiert und haben uns einiges angelesen. In unserem Beitrag findet ihr aber nicht nur allgemeine Informationen, sondern alles was wir sonst noch herausgefunden haben, wie die aktuellen Preise unserer Verschiffung nach Amerika und eine genaue Terminübersicht. Denn Planung ist bei diesem Unterfangen alles.

Unser kleiner blauer Bulli im Hafen von Halifax.
Zwischen den anderen Campern sind wir ziehmlich klein.
Werbung, unbeauftragt! Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung beim Leser haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!

Die Verschiffung der Quest

Für viele ist es der Traum mit seinem eigenen Fahrzeug in Amerika zu reisen. Wir stellten uns am Anfang die Frage: „Muss es den UNSER Camper sein?“ Lange wurde recheriert und gerechnet: Vielleich doch einen neuen Camper in Kanada oder den USA ausbauen? Am Ende fanden war die Verschiffung für uns aber dennoch einfacher und günstiger. Denn Vans sind in Amerika noch weniger erschwinglich als bei uns, außerdem bräuchten wir für die Zeit des Ausbaus noch eine Unterkunft für uns und die Hunde. Und dann hat man noch keinen Ausbau, geschweige denn Werkzeug dafür. Ein weiterer Grund: Wir müssen unsere geliebte Quest nicht hergeben!

RoRo Verschiffung

Wir haben uns für die Roll-on/Roll-off Verschiffung entschieden. Dabei wird das Fahrzeug nicht in einen Container geladen sondern von Hafenmitarbeitern auf ein Schiff gefahren. Dazu muss man die Schlüssel des Fahrzeugs natürlich abgeben, was für viele erstmal ein komisches Gefühl ist! (Für uns war es das auch)

Wir haben uns für den Anbieter Seabridge entschieden, es gibt aber noch weitere wie z.B. Overlander Shipping. Die Schiffe auf denen die Fahrzeuge transportiert werden sind übrigens die selben.

Die RoRo Verschiffung ist besonders an die Ostküste Nordamerikas (besonders Halifax) sehr beliebt. Das liegt hauptsächlich daran, dass eine Verschiffung im Container teuer ist. Und die Wahrscheinlichkeit, dass bei dieser Verschiffung etwas abhanden kommt ist sehr gering. Daher ist die Verschiffung in einem Container nicht wirklich notwendig.

Häfen

Da gibt es einige Optionen, möglich ist quasi jeder größere Frachthafen, wie Hamburg, Bremerhafen, Antwerpen, Liverpool oder Zeebruegge. Für uns hat sich Hamburg als unsere alte Heimatstadt angeboten, vor allem weil wir dort noch Familie und Freunde haben. Die haben uns, neben der vielen Vorbereitung, so lieb und herzlich empfangen und natürlich noch „Tschüss!“ gesagt.

Preis

Der Preis der Überschiffung ist mit dem Jahr 2023 übrigens gestiegen!

Die Frachtrate beträgt zurzeit 63,00 € pro m³ (Mai 2023) zu den Häfen der Ostküste (Halifax/Baltimore). Die Frachtkosten berechnen sich nach dem Volumen der maximalen Abmessungen des Fahrzeugs, also Länge x Breite x Höhe. An- und Aufbauten können die Kosten dabei natürlich schnell erhöhen. Also im Zweifel lieber die Dachbox IM Auto transportieren!

Übrigens: Zur Westküste muss das Schiff einmal um den Kontinent fahren und daher ist dort die 109,00 US$ pro m³ plus 7,20 US$ pro m³ für die Panamakanal-Durchfahrt. Also nochmal um einiges teuer. Überlegt euch also gut wo euer Abenteurer starten soll. Unser Beispiel: Die Quest hat die folgenden Maße:

Das ergibt ein Volumen von 17,10m³. Da es ein Minimum von 21m³ gibt, haben wir damit die niedrigst mögliche Frachtrate. Unsere Frachtrechnung betrug am Ende:

Position Kosten
Frachtrate 1323,00 €
BAF (Steuern) 496,13 €
Einfuhranmeldung Canada 75,00 €
ISPS Terminal Charge 50,00 €
Speditions und Hafengebühren (Hamburg) 195,00 €
Unterbodenreinigung 75,00 €
Hafengebühren Halifax 185,00 CA$
Agriculture Inspektion Halifax 75,00 CA$
Transportversicherung 300,00 €
Speditionsgebühren 150,00 CA$

Zeitplan

Die Abgabe des Fahrzeugs erfolgt spätestens 2 Werktage vor Ablegen des Schiffs.

Achtung! Wer zu früh abgibt, muss auch hier Zahlen!

Wir haben von Hamburg aus verschifft, dort legt das Schiff (fast) immer an einem Montag ab. Abgabe des Fahrzeugs ist also der Donnerstag davor.

Für die Abholung muss man etwas rechnen. Das Schiff braucht 2 Wochen um in Halifax zu landen. Dort kann das Fahrzeug erst 2 Werktage NACH Ankunft abgeholt werden. Außerdem sollte man immer einen Puffer für Verzögerungen einrechnen, die sind im Schiffsverkehr durchaus üblich.

Es ergab sich daher folgender Zeitplan für uns:

25.05.2023 Abgabe im Hafen 29.05.2023 Ablegen des Schiffs im Hamburger Hafen 12.06.2023 Ankunft Halifax 14.06.2023 Früheste Abholung Halifax Hafen

Im Jahr 2022 kam es jedoch zu starken Verzögerungen im Schiffsverkehr. (Angabe von Seabridge war eine Verzögerung von 14 Tagen im Durchschnitt.) Seabridge teilte uns frühzeitig mit diese Verzögerung mit einzukalkulieren. Wir entschieden uns daher, das Schiff eine Woche früher zu buchen. Die Umbuchung war kein Problem.

Buchung bei Seabridge

Um einen Preis für eine Verschiffung zu erhalten musst du dir eine Angebot von Seabridge einholen. Das geht zum Glück sehr einfach über deren Online Formular .

Für die Buchung eines Angebots benötigt Seabridge eine Kopie deines Reisepasses, das aufgefüllte Buchungsformular und eine Kopie des KFZ-Scheins.

Die Buchung selbst kann übrigens erst 3 Monate im Voraus getätigt werden. Wir waren mit 6 Monaten eindeutig zu früh dran. Spontan geht sowas aber übrigens auch nicht!

Abgabe

Bevor wir unser Fahrzeug im Hamburger Hafen abgegeben haben, haben wir regelmäßig das Ablegedatum unseres Schiffs nachgesehen. Das kann sich nämlich durchaus verzögern. Den Namen des Schiffes haben wir über Seabridge erfahren. Wir haben von Seabridge eine sehr genaue Beschreibung geschickt bekommen, damit war die Abgabe ziemlich Idiotensicher.

Da wir über Seabridge verschifft haben können wir nur über diese Erfahrung berichten, denken aber das auch andere Organistationen ähnliche Informationen an euch übermitteln würden.

Bei uns gab es nur einen Tag Verspätung. Über den waren wir eigentlich ganz froh, so hatten wir noch etwas Zeit bekommen um die Abgabefrist von 2 Werktagen einhalten zu können.

Die Abgabe selbst im Hamburger Hafen verlief sehr unkompliziert. Im Hamburger Hafen muss fährt man zum Schuppen 48 zum Check-In. Vor dem Haus steht ein Container mit einem Automat für Wartenummern. Dort zieht man eine Nummer, wartet bis man aufgerufen wird und geht dann zum Schalter.

Ganz wichtig! Hier muss man schon eine Warnweste tragen, sonst wird man nicht eingecheckt! Das gilt auch für den Zielhafen, also unbedingt die Warnwesten mit ins Fluggepäck!

Der Mitarbeiter war super nett und brauchte gar nicht viel Information. Dank Ausweis und Fahrzeugschein, fand er schnell die Buchung. Wir bekamen zwei Zettel und einen Piepser, wie man in aus manchen Restaurants kennt. Außerdem wurde noch detailiert beschrieben, wo man im Hafen genau hinfahren muss. Zurück zum Auto, warten bis der Piepser loslegt, dann darf man in den Hafen einfahren.

Die richtige Stelle zu finden ist nicht schwer: Gerade aus durch bis zum Parkplatz mit den anderen Womos und Neufahrzeugen. Auto abstellen und zum Bürocontainer der auf dem Parkplatz steht. Dort ging es ebenfalls sehr schnell: Papiere vom Check-in, Piepser und Autoschlüssel abgeben. Man wird noch kurz gefragt ob auch nichts mehr im Auto vergessen wurde, dann kommt ein Shuttle und fährt einen aus dem Hafen.

Am nächsten Tag kam dann auch eine Email von Seabridge, die uns mitteilte, das das Auto nochmal nachgemessen wurde. Für uns die Bestätigung, das bei der Abgabe alles gepasst haben muss.

Dazwischen

Während ihr jetzt warten müsst bis das Schiff den Zielhafen erreicht müsst ihr vor-allem eines tun: BEZAHLEN! Denn bis hier her habt ihr höchstens die Transportversicherung gezahlt. Ja, das kam uns auch erstmal komisch vor aber das ist tatsächlich so. Während ihr also jetzt eher Wartezeit habt bekommt ihr von Seabridge eine Aufforderung zur Zahlung (nach ca. 1 Woche) die ihr auch unbedingt schnell machen solltet. Denn ohne diese werdet ihr euer Auto wohl nicht wiederbekommen. Erst nach dieser Zahlung erhaltet ihr überhaupt die Möglichkeit einen Termin mit dem Zoll zu vereinbaren. Diesen Termin müsst ihr dann auch noch machen. Auch für dieses Prozedere gab es aber eine sehr detailierte Beschreibung von Seabridge.

Abholung

Das ihr als erstes zum Zollbüro müsst wisst ihr ja schon. Wir hatten vorher viel Kontakt mit der Dame vom Zollbüro. Das lag daran, dass sich unsere Abholung des Vans sehr plötzlich verschob. Der Hafen von Halifax hat kurzfristig seine Tore aufgrund eines Streiks der Gewerkschaft für genau den Tag der Abholung geschlossen. Für uns bedeutete das leider viel Stress kurz vor dem Abflug da wir noch kurzfristig unseren Leihwagen umbuchen mussten und natürlich auf den Kosten sitzen blieben.

Der Termin fand, obwohl wir es anders gelesen haben, dann direkt vor dem Zollbüro statt. Von der Spedition erhielten wir die Papiere für die Abholung. Danach ging es in das Zollbüro, wo wir einen Teil der Papiere abstempeln liesen. Diese brauchten wir dann im Hafen einen Tag später. Ohne den Streik hätten wir nach dem Termin beim Zoll direkt zum Hafen fahren können.

Den Mietwagen könnt ihr hier auf diesem Parkplatz abstellen: N44.66335, W63.62570 Dann müsst ihr zu dem oliv grünen Haus laufen und zwar auf der linken Seite durch die Schranke und dann hinein. Hier bitte eure Warnwesten anziehen.

Georg posiert mit der Warnweste vor der Abgabe in Hamburg.

Eure Pässe werden dort kontrolliert und anschließend bekommt ihr ein Taxi auf das Hafengelände. Die Papiere vom Zollbüro braucht ihr hier IM ORIGINAL! Dann heißt es warten. Einer der Hafenmitarbeiter kam dann zu uns und wir hatten genau 3 Dinge zu tun:

  1. Das Auto auf Beschädigungen außen checken
  2. Das Auto auf Beschädigungen innen checken
  3. Checken ob das Auto startet

Auf unserem Laderegler konnten wir sehen, das das Auto an Deck ca 15 Tage lang KEINE Sonne gesehen hat. Verlasst euch also bei der Batterie lieber nicht auf Solar. Danach seit ihr fertig und könnt aus dem Hafen raus.

Die Einfuhrbedingungen sind ziemlich streng, es dürfen zum Beispiel kein Gas, Lebensmittel oder Hundefutter eingeführt werden.

Wenn ihr also Vorräte mitschickt, könntet ihr Ärger beim Zoll bekommen. In unserem Fall wurde weder bei der Abgabe, noch bei der Abholung etwas kontrolliert. Wir hatten unsere Schubladensicherungen mit Tape abgeklebt, damit sie wirklich nicht auf dem Schiff aufgehen. Das Tape sah unberührt aus. Zurück am Parkplatz empfiehlt es sich erstmal durchzuatmen und zu sortieren. Der Parkplatz ist kostenlos und groß, man kann dort in aller Ruhe das Reisegepäck aus dem Leihwagen in den Van räumen und aufräumen. Außerdem trifft man dort vielleicht auch Gleichgesinnte, die ebenfalls ihren Van sortieren.

Wenn ihr hier Mängel feststellt ist es für eine Beschwerde bereits zu spät! Diese könnt ihr nur auf dem Hafengelände angeben.

Bei uns hat hat alles gepasst, nichts war kaputt oder verschwunden. Der großen Reise steht also nichts mehr im Wege!