Sommermärchen

Meine Top 5 Sommererlebnisse in Kanada. Wir können es nicht mehr Leugnen, der Sommer ist vorbei. Ein Grund mehr den Sommer zu rekapitulieren und Danke zu den Kleinen und den Großen Dingen zu sagen. Hier erfahrt ihr meine Top 5 dem Sommer 2023.

Jo läuft gerade auf die Kamera zu, welche hinter ein paar Graßhalmen steht. Im Hintergrund ist unser T4 zu sehen, die Quest.

Heute - vor genau 4 Monaten - sind wir in Kanada gelandet. Ein ganzer Sommer, der etwas ganz Besonderes für mich geworden ist. Ich denke, für Georg übrigens auch. Nicht nur, dass wir einfach mal den Kontinent gewechselt haben (bei diesem Satz muss ich selber schmunzeln, denn einfach war der Weg hierhin nicht gerade!), wir waren auch das erste Mal seitdem wir unsere Wohnung gekündigt haben, über den Sommer unterwegs. Die letzten Jahre haben wir die „Sommerpause“ immer dazu genutzt, unseren Van zu überarbeiten. Dieses Mal gab es keine Überarbeitung – dieses Mal gab es nur das Reisen, und das haben wir wirklich genutzt.

Wenn ich an diesen Sommer denke, dann sehe ich viel Sonne, viel Natur und eine unfassbare Weite. Ich denke an viele liebe Menschen, die wir getroffen haben und die so ein Teil unseres Lebens geworden sind, wenn auch nur für kurze Zeit. Aber wer weiß, vielleicht sieht man den ein oder anderen wieder? Die Zeit wird es zeigen.

Ich finde es super schwierig, Highlights aus einer solchen Zeit zu picken, wie „die besten Kirschen“, denn die gesamte Zeit machte den Sommer einfach perfekt, so wie er war, und an den wir uns noch ewig erinnern werden. Dennoch gibt es Erinnerungen, die besonders für mich waren, und deshalb habe ich mich dazu entschlossen, die Top 5 zu wählen. Sie bedeuten nicht, dass es zwischen diesen Highlights nichts Schönes gab. Manchmal war es ein toller Sonnenuntergang nach einem wolkigen Tag, manchmal ein leckeres Rootbeer (ja, ich liebe es!) oder Pommes nach dem Einkaufen oder das Vogelzwitschern und in einen (Arschkalten*) See zu springen.

Was ich damit sagen will, bevor ich starte: Highlights sind überall, und man braucht keine Bucket-Listen für große Dinge, die „man einmal in seinem Leben gesehen haben muss“. Das Leben ist voll mit schönen Dingen, die wir bei all dem Hinterherhetzen auf die „großen Dinge“ total übersehen. Was der Sommer mir vor allem gezeigt hat, ist genau das: dass wir in den kleinen Dingen, die uns fast alltäglich umgeben, fast mehr Schönes entdecken können, wenn wir wieder lernen, sie zu sehen!

So, genug Geschwafel. Jetzt kommen sie, meine Top 5 aus diesem Sommer:

Nellys Schwimmexkurs

Nelly mochte es noch nie gern nass zu sein. Schwimmen war auch nicht ihr Fall, und dann kam unsere erste Backcountrytour mit den Hunden. 4 Tage im Algonquin Provincial Park. Schaut dazu gern auch in unseren Post: In the wild [Link zu eurem Beitrag].

Hier hat Nelly „schwimmen gelernt“, ein etwas falscher Ausdruck, denn schwimmen konnte sie vorher ja schon. Aber hier ging sie das erste Mal mit mir ins Wasser und wir sind geschwommen. Einmal durch den ganzen See und zurück.

Unter dem Adlerhorst

Eine weitere Backcountry-Tour führte uns durch den Dogtooth-Provincial Park. Ein Park, der etwas rudimentärer ist, mit wenig Beschilderungen und ohne fertige Campsites. Der Weg war teilweise echt anstrengend (viel Gegenwind), und die Tragestelle bergauf war der Horror. Diese Tour hat bei uns auch den Beinamen: „Die Fahrt mit dem Horror-Kanu“ bekommen. Dafür entschädigte aber der Morgen des letzten Tages alles. Was wir nämlich am Abend vorher nicht bemerkt hatten, war das große Adlernest, unter dem wir unser Zelt aufgebaut hatten. Am Morgen weckte uns ein unglaublicher Lärm von Vogelgeschrei, und als wir aus dem Zelt krochen, flog einer der Weißkopfseeadler knapp über unsere Köpfe hinweg. Insgesamt verbrachten wir den Morgen mit 3 Weißkopfseeadlern. Der Weißkopfseeadler ist als Wappenvogel der USA bekannt, aber wir mussten nicht bis zur USA warten, um ihn zu sehen. Besonders diese Erinnerung, den Vögeln so nahe zu sein und sie zu beobachten, wird uns, denke ich, lange in Erinnerung bleiben, denn die Größe dieser Vögel ist erstaunlich. Er ist der zweitgrößte Greifvogel Nordamerikas und hat eine Flügelspannweite von 2,50 Metern. Das ist also noch mal einiges größer, als ich es mit meinen 1,60 Metern bin.

Grasslands National Park

Auch wenn dieser Park nicht viel mehr scheint, als eine einzige große Steppe, war er für mich verwoben mit vielen tollen Momenten. Die ersten Tage blieben wir auf dem Campingplatz und hatten jeden Abend einen so wundervollen Sonnenuntergang. Sowieso habe ich in meinem Leben selten so tolle Sonnenuntergänge oder Aufgänge gesehen wie in Manitoba oder Saskatchewan. Das Backcountrycamping mussten wir leider aufgrund von Wassermangel im Park und striktem Feuerverbot verkürzen, aber eine Nacht in der Steppe mit Zelt und Kojotengeheul ist schon etwas sehr Besonderes. Perfekt wurde das Ganze noch durch Melli, Werner und Schmiddy, die wir hier im Park kennengelernt haben und mit denen wir 1 ½ Wochen zusammen gereist sind. Vielen Dank für die tolle Zeit mit euch und hoffentlich auf ein Wiedersehen!

Aurora Borealis

Die Nordlichter zu sehen sind für viele ein Traum, und viele, auch ich, denken, man kann sie nur in den Wintermonaten sehen. Das stimmt aber nicht. Im Sommer geht das auch. Mitte Juni gab es für ein paar Tage ein erhöhtes Vorkommen an besonders starken Nordlichtern – die wir allerdings verpasst haben. Während wir den Duck Mountain Provincial Park besuchten, beschäftigten wir uns mit den Nordlichtern und installierten uns einige Apps. Die Überraschung, am Abend sollten sie zu sehen sein. Also stellten wir uns unseren Wecker und ließen uns um 3 Uhr nachts aus den Federn klingeln. Was die meisten übrigens auch nicht wissen: Meistens sieht man die Nordlichter nicht so farbig wie es auf Fotos aussieht. Als wir an dieser Nacht in den Himmel starrten, waren die Nordlichter auch nicht so bunt wie hier auf diesen Bildern. ABER: Was mich am meisten an ihnen faszinierte, waren die Bewegungen. Hier verstand ich, warum die Menschen früher diese weißen, fast wie Nebel aussehenden Schlieren, die über den Himmel wabern, für Geister ihrer Vorfahren gehalten haben.

Zufall

Die Natur zeigt sich nicht, wenn du es erwartest. Daher gibt es auch so wenige Fotos von wilden Tieren, die wir gesehen haben. Wir haben nicht immer die Kamera im Anschlag und rennen den ganzen Tag herum. An diesem Tag hätte ich es aber gern gehabt, denn mitten auf dem Weg, den wir von unserem Stellplatz zur nächsten Straße fuhren, standen zwei Wölfe. Am Tag vorher hatte mir noch eine Kanadierin, die in der Gegend lebte, erzählt, dass es hier schwarze Wölfe geben würde und wenn wir Glück hätten, würden wir sie sehen. Dass sich dieses Glück so schnell ergeben würde, das hatten wir nicht gedacht, und vor allem so einfach. Die zwei Wölfe standen hintereinander und blickten uns, oder eher unser Auto an. Wir wackelten langsam den Weg weiter, während die Wölfe sich umdrehten und auf dem Weg voraus liefen. Irgendwann verschwanden sie dann im Gebüsch. Wir waren etwas perplex, aber es war einer der schönsten unauffälligen Momente für mich